Das Neue Testament berichtet von der Einsetzung von „Ältesten“ (= griechisch „Presbyteroi“) in den Gemeinden durch die Apostel oder deren Schüler - etwa in Apg 14,23 oder Tit 1,5 - und beschreibt an anderer Stelle ihre Rolle in der Gemeinde, etwa in 1 Petr 5: „Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie und ein Zeuge der Leiden Christi und auch an der Herrlichkeit teilhaben soll, die sich offenbaren wird: Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde! .... Sodann, ihr Jüngeren: ordnet euch den Ältesten unter! Alle aber begegnet einander in Demut! Denn Gott tritt den Stolzen entgegen, den Demütigen aber schenkt er seine Gnade.“  

Die Weihe der Presbyter erfolgte von Anfang an durch Handauflegung (Apg 14,23;1 Tim 4,14), wodurch bis heute alle gültig geweihten Priester in einer Linie mit den Aposteln stehen (=Sukzession) Die Presbyter waren die Letztverantwortlichen in der Leitung der Gemeinde, hatten sich aber auch um die Kranken zu sorgen wie Jak 5,14 deutlich macht: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“  Wichtig für das Verständnis des priesterlichen Dienstes wurden im Lauf der Kirchengeschichte auch die besondere Teilhabe am Priestertum Christi, was vor allem im Repräsentieren Christi in Liturgie und Seelsorge zur Geltung kommt, und damit zusammenhängend die geradezu eheähnliche Beziehung zur Kirche, der „Braut Christi“, mit der sich der Priester in der Weihe in gewisser Weise vermählt.  

Aus dem Wort „Presbyteroi“  hat sich dann nicht nur das deutsche Wort „Priester“, sondern auch dessen Funktion in der Gemeinde entfaltet, wobei zwei Entwicklungen entscheidend wurden: Zum einen wurde die Bedeutung „Ältester“ immer weniger wörtlich genommen, und auch Jüngere übernahmen vermehrt den Dienst des Vorstehers in der Gemeinde, zum anderen setzte sich immer mehr das Ideal des unverheirateten Priesters durch, zumal schon zur Zeit des Neuen Testamentes klar war, dass der Empfang des Weihesakramentes – auch bei Diakonen und Bischöfen - eine spätere Eheschließung unmöglich macht (vgl. 1 Tim 3,2;12; Tit 1,6), ein Konsens, den die katholische Kirche auch mit der orthodoxen Kirche teilt.

Die Synode von Elvira (Spanien) ging dann 303 so weit, allen Geistlichen der Westkirche sexuelle Enthaltsamkeit vorzuschreiben, was dann ab dem 11. Jahrhundert sinnvollerweise dazu führte, dass überhaupt nur noch Unverheiratete zum Priesteramt zugelassen wurden (Zölibat). Auch das 2. Vatikanische Konzil, welches die Ehelosigkeit der Priester bekräftigte, konnte nicht verhindern, dass diese Bedingung heute gerade in Gegenden mit großem Priestermangel sehr angegriffen wird und wohl auch weiterhin umstritten und ein Stachel im Fleisch unserer sexualisierten Gesellschaft bleibt.

Nicht minder heiß diskutiert ist eine weitere Voraussetzung für den Empfang der Priesterweihe, nämlich das männliche Geschlecht: Warum Jesus nur männliche Apostel berief und infolgedessen von Anfang an nur Männer zu Bischöfen, Priestern und Diakonen beauftragt wurden, wissen wir nicht genau, aber es hat sicher nichts mit Geringschätzung von Frauen oder einer zeitbedingten Sichtweise Jesu zu tun, sondern einen tieferen Sinn, der noch genauer erforscht werden muss.   Einen bedeutenden Wandel im Rollenbild des Priesters haben die letzten Jahrzehnte gebracht. War früher Gemeindearbeit und Liturgie vor allem eine „one-man-show“, so setzt sich heute mehr die Erkenntnis durch, dass Priester integrativ, kommunikativ und dialogbereit sein müssen, um der Situation der Kirche von heute gerecht zu werden, ohne dass freilich die Leitungskompetenz des Priesters und seine Verpflichtung, den überlieferten Glauben der Kirche auch gegen verschiedenste Widerstände zu verkünden, in Frage gestellt werden soll.  

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die Zuordnung von besonderem Priestertum der Geweihten und allgemeinem Priestertum der Getauften so gelingt, dass beide Stände der Kirche ihr Profil bewahren können, ein priesterfreundliches Klima erhalten bleibt und so aus unserer Mitte und unserer Pfarre immer wieder junge Männer dem besonderen Reiz des Priesterberufes folgen und dieses wichtige Sakrament empfangen dürfen. Gerade unsere Ministranten dürfen sich diese Frage durchaus immer wieder stellen und stellen lassen.

Die letzte Primiz in unserer Pfarre fand im Jahre 2009 statt. Seitdem warten wir auf den nächsten ...

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