Krankensalbung
Vor einiger Zeit wurde ich einmal vom Mittagstisch weg ins Landeskrankenhaus Hochegg gerufen, weil jemand nach den Sterbesakramenten verlangte. Als ich nach längerem Suchen das betreffende Krankenzimmer fand, fiel mir die Gattin des Todgeweihten händeringend entgegen und meinte: „Gut, dass sie kommen, Herr Pfarrer, mein Mann hat gestern schon die Krankensalbung empfangen, aber es fehlt ihm noch die letzte Ölung!“
Diese und ähnliche Erlebnisse machen es notwendig, ein paar klärende Worte zur Krankensalbung zu sagen:
Biblisch grundgelegt ist dieses Sakrament im Brief des Apostels Jakobus, wenn Jak 5,14 deutlich macht: „Ist einer von euch krank? Dann rufe er die Ältesten der Gemeinde zu sich; sie sollen Gebete über ihn sprechen und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben.“
Hier wird zum ersten Mal von einer Krankensalbung berichtet, ein Sakrament, dass immer Bedeutung in der Kirche hatte. Doch nach einigen Jahrhunderten verkümmerte die Krankensalbung und wurde als letzte Ölung nur noch an Sterbende gespendet.
Erst die Liturgiereform von 1970 öffnet die Krankensalbung wieder im ursprünglichen Sinn für Kranke jeder Art und jeden Alters.
Dennoch gibt es auch heute Missverständnisse. Denn die Krankensalbung ist nicht:
a) eine Seniorensalbung: Weil Senioren glauben, dass sie jederzeit sterben können, suchen sie bisweilen das Sakrament der Krankensalbung auf, ohne wirklich erkrankt zu sein. Gleichzeitig haben Jüngere eine Scheu, dieses Sakrament zu verlangen, obwohl es genau so Kinder und Jugendliche gespendet werden kann, sofern diese ernste gesundheitliche Schwierigkeiten haben
b) eine Leichensalbung: Manche Angehörige von soeben Verstorbenen meinen, die Krankensalbung gehöre so unbedingt dazu, dass man auch noch Leichen salben solle, damit es auf der Sterbeparte stehen könne. Dem liegt ein falschen Verständnis zugrunde, da Sakramente grundsätzlich nur an Lebende gespendet werden können. In solchen Fällen lade ich die Anwesenden immer ein, für den Verstorbenen zu beten und besprenge den Leichnam mit Weihwasser.
c) ein medizinischer Vorgang: Das Chrisamöl tritt nicht in Konkurrenz zu den Pillen und Säften der Doktoren, geht es doch darum, den Kranken in seiner Not innerlich zu stärken und ihn der liebenden Nähe Gottes zu versichern, unabhängig vom Ausgang seines Leidens.
Die Krankensalbung beginnt mit der Weihe des Öles, ehe der oder die Kranke mit folgenden Worten gesalbt wird:
Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen, er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. Amen.
Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf. Amen.
Der Priester salbt auf die Stirn, die Handflächen und die Fußsohlen, wobei letzteres auch entfallen kann. Oft wird die Krankensalbung auch zusammen mit Eucharistie und Beichte gespendet.
Es ergeht hiermit die dringende Bitte, den Pfarrer zeitig bei schwerer Krankheit zu rufen, und nicht erst in den letzten Zügen, wenn der Sterbende möglicherweise die Spendung des Sakramentes gar nicht mehr mitbekommt.
Bei uns in der Pfarre kann die Krankensalbung im Rahmen der Krankenkommunion empfangen werden oder auf Anruf jederzeit. Einmal im Jahr bei der Seniorenmesse Mitte November wird die Krankensalbung auch vor der Eucharistiefeier in der Kirche angeboten.